Facharzt Psychosomatik und Psychotherapie

 

Der „Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie“ oder landläufig „der Psychosomatiker“ ist historisch gesehen der jüngste der Facharztdisziplinen (Psychiater, Neurologe, Nervenarzt), die psychisch Erkrankte behandeln. 1992 wurde zunächst ein „Facharzt für Psychotherapeutische Medizin“ eingeführt, der schließlich 2002 in die aktuelle Bezeichnung

 

„Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie“ überführt wurde.

 

 

 

Nach dem 6-jährigen Medizinstudium erfolgt die Facharztausbildung. Diese ist langwierig (mindestens 5 Jahre) und kostspielig, da er viele Stunden Psychotherapieerfahrung unter Supervision, Selbsterfahrung, Balintgruppen, Konsiliarmedizin und vieles mehr nachweisen muss, bis er sich Facharzt nennen darf. Im Gegensatz zum „Psychiater“ ist die Zahl der für die Anerkennung nötigen Psychotherapiestunden drei Mal so hoch. Dies spiegelt auch den besonders hohen Stellenwert der psychotherapeutischen Ausbildung beim „Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie“ wieder.

 

 

Nach der Facharztprüfung arbeitet der „Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie“ überwiegend im stationären Bereich in großen akutpsychosomatischen Kliniken (z.B. in Bad Neustadt oder in Prien am Chiemsee), kleinen psychosomatischen Abteilungen an somatischen Kliniken (wie zum Beispiel in Tauberbischofsheim), psychosomatischen Rehakliniken (wie zum Beispiel in Grebenhain oder in Breuberg) oder im ambulanten Bereich als niedergelassener Facharzt meist mit dem Schwerpunkt Psychotherapie.

 

 

Essentiell für das ganzheitliche Krankheitsverständnis der psychosomatisch denkenden Ärzte sind neben biologisch-körperlichen (z.B.: Hormonveränderungen, chronische Entzündungen, Krebserkrankungen), unbewussten (z.B. innere Konflikte, abgewehrte Emotionen), verhaltensbedingten (z.B. Vermeidung von angstbesetzten Situationen) auch sozial-systemische (z.B. belastende Kindheit, nicht wertschätzendes Arbeitsumfeld) Entstehungsbedingungen. Daraus resultiert ein ganzheitlicher, humanistisch geprägter (am einzelnen Menschen orientierter), multimodaler (=vielseitiger) Behandlungsansatz.

 

 

Die Psychotherapie steht als Behandlungsmaßnahme neben Entspannungsverfahren beim „Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie“ im Vordergrund, jedoch werden eine Vielzahl an weiteren komplementären Verfahren (zum Beispiel Akkupunktur, Autogenes Training, Hypnose, Progressive Muskelentspannung, Qigong, Yoga, Biofeedback etc.) in diesem Fachbereich angewandt. Entgegengesetzt der landläufigen Meinung das „der Psychosomatiker“ keine Medikamente verschreibt, schließen sich Psychotherapie und Psychopharmaka keinesfalls aus. Die Psychopharmaka stellen gegebenenfalls eine sehr gute Ergänzung zur Psychotherapie dar bzw. ermöglichen bei besonders schweren Krankheitsverläufen erst, dass die Betroffenen erst zu einer psychotherapeutischen Behandlung in der Lage sind.

 

 

Aufgemerkt: Wie der „Psychiater“ ist der „Psychosomatiker“ ein approbierter Arzt, der in Abgrenzung zu den psychologischen Psychotherapeuten, Medikamente verschreibt und Arbeitsunfähigkeit attestieren kann.